Bericht in der Aargauer Zeitung vom 18.08.2018 von Ernst Grimm

Die Mitglieder des MTV Baden pflegen so alle sechs Jahre ein Kutschenmuseum zu besuchen. So war es 2012 im Klettgau bei den Gassers und eben dieses Jahr in Oberrohrdorf in der Sammlung des umtriebigen Toni Meier. Kutschen sind Ausdruck der Mobilität einer feinen Gesellschaft vergangener Jahrhunderte und ein Fenster in deren Kultur. Aber auch in die handwerkliche Kunst dieser Epoche und dies vermittelt uns Toni mit Herzblut. Wir haben gelernt, warum der “Chumet” das wichtigste Bauteil im Geschirr sei, weil dort die Pferdestärken auf das Gefährt geleitet werden, gerade wie es der Kolben im Verbrennungsmotor dies tut. Allzugerne würde er seine Kutschen noch öfter fahren sehen, sie hätten auch Scheibenbremsen und Gummibereifung, aber die heutige Mobilität hat ihre eigene Kultur entwickelt, wo Kutschen kaum noch Platz finden. So macht er uns Appetit auf Paraden aus Monarchien im Fernsehen und wir haben gelernt, warum dort eben ein berittenes Gespann daherkomme und die Majestäten nicht in einem Landauer oder gar in einem Dogcart sitzen, sondern eben in der Victoria.

So nach eineinhalb Stunden lässt uns der Toni ziehen, nachdem wir ihm unsere Bewunderung für sein Werk kundgetan hatten und geschirrten unsere Peugeots, Fords und Fiats ein, um zum Anwesen der Bäumlers in Remetschwil zu kutschieren. Dort war im Garten liebevoll von Rosemarie ein Apéro zubereitet worden und manch einer setzte sich gerne hin und war froh, nicht noch seine 50 Pferde auszugeschirren und versorgen zu müssen. Die Gespräche der Turner, ihrerseits bunt angereichert mit Partnerinnen, drehten sich nicht nur um die Sommerdürre, nein auch um die vergangene Zeit seitdem letzten, gemeinsamen Treffen und dem Gang der Dinge allgemein. Etliche lustwandelten im Garten herum, suchten lauschige Nischen auf oder liessen den Blick über die blühenden Beete weit in den Aargau hinaus schweifen.

Ein Apéro ist ja immer der Auftakt zu einer Tafelrunde und diese soll in unserem Stammlokal, “da Giacomelli” im Kreuzliberg, stattfinden. So müssen wir halt fahren, zwar nicht hoch auf dem gelben Wagen, aber wenigstens durch Wiesen, Wälder und Auen. Dort ist alles sorgsam aufgegleist für die zwanzigköpfige Gesellschaft, der lange Tisch unter der Pergola, kein Gewitter heute weit und breit, der Pizzaofen auf Betriebstemperatur, für die Kutscher schäumendes Gerstengetränk und für die Pferde genügend Heu… Das Personal gibt alles, um uns zu verwöhnen, sogar der Hannibal kommt noch schnell vorbei uns zu grüssen, die wir für einmal aufgeräumt und in flotter Gesellschaft seiend, nicht gezeichnet von Muskelspielen und Faustbällen und so klingt ein durch und durch edler Nachmittag aus… herzlichen Dank, Rosemarie und André für die Komposition.

Bericht online unter: Aargauer Zeitung online